Ich, Claudius, Kaiser und Gott by Robert von Ranke Graves

Ich, Claudius, Kaiser und Gott by Robert von Ranke Graves

Autor:Robert von Ranke Graves [Graves, Robert von Ranke]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-07-21T16:00:00+00:00


Vierundzwanzigstes Kapitel

Ich komme zu dem Augenblick zurück, als zwei stämmige Unteroffiziere mich auf ihren Schultern im Hof des Palastes umhertrugen, mich, den die Truppe vor einer halben Stunde zum Kaiser erklärt hatte, während eine Kompanie der deutschen Leibwache mir zum Zeichen der Unterwerfung ihre Speere zu Füßen legte. Endlich gelang es mir, auf die Unteroffiziere einzuwirken, daß sie mich herunterließen. Die Deutschen holten meine Sänfte. Mir wurde gesagt, daß ich in die Kaserne der Garde gebracht werden würde, weil ich dort am besten vor Attentaten zu schützen sei. Ich erhob von neuem meine Einwendungen, als ich in einer Ecke des Hofes einen Mann in Purpur unentwegt seinen Arm schwenken sah, und zwar auf eine besondere Weise, die mich an meine Knabentage erinnerte. Es war Herodes, und ich bat die Soldaten, ihn zu mir zu lassen, falls er mich sprechen wolle.

Als Caligula ermordet wurde, war Herodes ganz in der Nähe gewesen.

Auch er hatte mit uns das Theater verlassen, aber als Caligula die Arkaden betrat, wurde Herodes unter irgendeinem Vorwand von einem der Verschwörer zurückgehalten, so daß er den Mord selbst nicht mit angesehen hat. Wie ich den Herodes kenne, hätte er durch seine Geistesgegenwart und Geschicklichkeit dem Caligula wahrscheinlich das Leben gerettet. Als er des Leichnams ansichtig wurde, umfing er ihn zärtlich und trug ihn auf seinen Armen in den Palast, wo er ihn auf das Bett des Kaisers legte. Als er bemerkte, was sich im Hof des Palastes um meine Person herum abspielte, kam er, ohne sich zu fürchten, herunter und machte mir unser altes Schuljungenzeichen, um zu fragen, ob er mir helfen könne. Ich muß gestehen, daß sein spitzbübisches Lächeln auch diesmal mich sehr ermutigte.

Er trat vor mich hin und sagte: »Ich lege dir meine Glückwünsche zu Füßen, Caesar! Mögest du dich lange der Ehre erfreuen, zu der diese tapferen Soldaten dich berufen haben! Möge es mir vergönnt sein, stets dein wichtigster Bundesgenosse zubleiben!« Die Soldaten brachen in neue Begeisterung aus. Dann trat er nahe an mich heran und sprach zu mir auf phönizisch. Er wußte, daß keiner der Soldaten ihn verstehen würde. Er gab mir keine Gelegenheit, ihn zu unterbrechen: »Ich weiß, was du denkst, Claudius, ich weiß, daß du nicht Kaiser werden willst, aber um Roms und deinetwillen, sei jetzt vernünftig. Verweigere nicht, was die Götter dir in die Hand gelegt haben. Ich weiß, daß du die Macht dem Senat übergeben willst, sobald die Soldaten dich freilassen.

Das wäre Tollheit! Das wäre der Bürgerkrieg! Der Senat hat verlernt zu regieren. Die Senatoren sind eine Herde geworden, die ihren Weg allein nicht zu finden versteht. Zwei oder drei brutale Burschen unter ihnen werden versuchen, die Herrschaft an sich zu reißen. Keiner hat die Möglichkeit, sie zu halten. Wenn du dich jetzt weigerst, die Verantwortung für uns alle zu übernehmen, und zwar nur, weil du einige unsinnige Vorurteile hast, dann ist es mit Rom vorbei. Mehr habe ich nicht zu sagen. Denke nach und sei vernünftig.« Dann wandte er sich den Soldaten zu und rief: »Römer, auch euch gelten meine Glückwünsche! Denn ihr konntet keine bessere Wahl treffen.



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